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Auf dem Weg zur PROFINET-Integration

       in die Prozessautomatisierung
      DOPPELSPITZE








       PROFINET wird zunehmend für die Prozessautomatisierung attraktiv, auch
       weil sich mit dem neuen Profil für Systemredundanz ein Konzept zum hoch-
       verfügbaren Anlagenbetrieb in Ex- und Nicht-Ex-Bereichen etabliert. Nun
       wurde kürzlich ein IO-Link-Master-Modul in IP67 vorgestellt, das S2-System-
       redundanz unterstützt.

       Viele Automobilhersteller und Zulieferer   Fokus auf hohen Stückzahlen und kurzen
       sind auf dem Gebiet von PROFINET bereits   Zykluszeiten liegt, könnte die Unterbre-
       erfahrene Nutzer, als „Early Adopter“ stellen   chung eines kontinuierlichen Produktions-
       sie die Praxistauglichkeit des auf Industrial   prozesses zu immensen wirtschaftlichen
       Ethernet-basierenden  Datenaustauschs  Verlusten führen. Zudem sind beim Umgang
       seit Jahren unter Beweis. Momentan steigt   mit flüssigen oder gasförmigen Gefahrstof-
       die Zahl der Anwender rasant, da vor allem   fen strenge Sicherheitsvorkehrungen ein-  S2-SYSTEMREDUNDANZ
       Maschinenbauer die gewaltigen Übertra-  zuhalten – vor allem in Bereichen, die unter   WIRD BEVORZUGT
       gungskapazitäten unter Real-Time-Wahrung   Explosionsschutz stehen. Präventiv inves-
       schätzen. Der Aufwärtstrend ist daher un-  tieren Unternehmen daher einerseits in die   Im PROFINET-Kontext wurde dafür mit der
       gebrochen;  in  den  kommenden  Monaten   Absicherung von potenziellen Zündquellen   Systemredundanz ein neuer Standard ge-
       rechnet die Nutzerorganisation PI mit mehr   und  andererseits  in  eine  hochverfügbare    schaffen. Dessen  Terminologie orientiert
       als 30 Millionen Knoten.           Systemarchitektur. Um den sicheren Anla-  sich an einer Abstufung, je nachdem, wie
                                          genbetrieb zu gewährleisten, werden Steu-  ausfallsicher ein Automatisierungssystem
       Diese Entwicklung dürfte sich noch einmal   erungen und I/O-Baugruppen im Feld übli-  sein soll. Kommunizieren eine Steuerung
       spürbar verstärken, denn PROFINET hält nun   cherweise redundant ausgelegt. Fallen ein   und ein Feldgerät lediglich per Singularver-
       auch in der Prozessautomatisierung Einzug.   Gerät  oder  eine Verbindung  aus,  greift  die   bindung, liegt zunächst einmal gar keine
       Dort herrschen jedoch spezielle Anforde-  ansonsten inaktive Back-up-Lösung. Gemäß   Redundanz vor (S1).  Wenn ein PROFINET-
       rungen, denen Steuerungen und Feldgerä-  den jeweiligen Anforderungen realisieren   Gerät jedoch über diese einzelne  Verbin-
       te gerecht werden müssen. Anlagen in der   Planer ein solch redundantes Gefüge kom-  dung  Kommunikationsbeziehungen zum
       Chemie- und Pharmaindustrie werden mit   plex oder limitiert – sowohl auf der physi-  Primary-Controller  sowie  zu  dessen  Back-
       großem Aufwand vor Ausfällen geschützt.   schen Geräteebene als auch in der zugrunde   up unterstützt, wird dies als S2 klassifiziert.
       Im Vergleich zur Fabrikautomation, wo der   liegenden Programmierungslogik.  Beim Ausfall der Hauptsteuerung erfolgt
                                                                             eine stoßfreie Umschaltung auf den physi-
                                                                             schen Zwilling. Dazu muss das IO-System
                      S1                                S2
         High available CPUs               High available CPUs               bzw. IO-Modul im Feld diese logische Dop-
         Primary             Backup                         Device  Primary             Backup                         Device
                                                                             pelverbindung zu zwei durchaus räumlich
                Sync                              Sync                       getrennten  Steuerungen  aufrechterhalten.
                                                                             Solche S2-Lösungen erfüllen die Anforde-
                                                                             rungen vieler Applikationen und sind in der
                                                                             Praxis bevorzugt. Darüber sollte die Alter-
                      R1                                R2
         High available CPUs               High available CPUs               nativbezeichnung „einfache  Systemredun-
         Primary             Backup                         Device  Primary             Backup                         Device
                                                                             danz“ nicht hinwegtäuschen.
                Sync                              Sync
                                                                             UNTERSTÜTZUNG DER S2-
                                                                             SYSTEMREDUNDANZ


       Redundanzprinzipien: S1 ist eine einfache Verbindung, also keine Redundanz. Wenn ein PROFI-  Siemens hat die PROFINET-Implementie-
       NET-Gerät über diese Verbindung mit dem Primary-Controller und dessen Back-up kommuniziert,
       wird dies als S2 klassifiziert. Sehr hohe und maximale Verfügbarkeit bieten jedoch nur R1- bzw.   rung des Redundanzprofils angestoßen und
       R2-Systemredudanz, die auch auf der Feldseite doppelte Systeme verlangen.  seine Steuerungssysteme auf redundante

       20  PI-Magazin 2 /2019
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